Location Based AR Services
Das Auffinden von nahegelegenen Geschäften, touristischen Angeboten oder Anlaufstellen in Notfällen sowie eine intuitive Navigation zählen zu den zentralen Anforderungen von standortbasierten Anwendungen, sog. Location Based Services.
Neben dem Abruf von Informationen zu Point of Interests (POIs) kann die Übertragung von Standortdaten auch proaktiv vom User aus erfolgen. Dadurch lassen sich Echtzeit-Tracking Services realisieren, wie sie beispielsweise bei Lieferdiensten oder Fitness-Apps zum Einsatz kommen.
Augmented Reality Services
Statt inteaktive Katendienste nutzen Augmented Reality Anwendungen das Bild der Kamera, um virtuelle Objekt in der realen Umgebung darzustellen.
Dies erfolgt anhand von geometrischen Berechnungen, in die das GPS-Signal und die Richtungsbestimmung mit Hilfe des integrierten Kompasses einfließen. Sind die Zielkoordinaten der POIs lokal gespeichert, wird hierfür keine aktive Netzwerkverbindung benötigt. Standortbezogene Augmented Reality Features können damit auch in Offline Apps genutzt werden.
Als Alternative zu Geokoordinaten oder in Kombination mit dem GPS-Signal kann die Positionsbestimmung auch durch Bilderkennung erfolgen. Bei sog. marker-basierten Apps werden definierte Bild-Marker (2D Bildausschnitte, QR-Codes, Symbole, 3D-Objekte, Muster) über die Smartphone-Kamera erkannt, woraufhin dem User interaktive, standortbezogene Inalte angezeigt werden können.
Während die Standortbestimmung mittels GPS auf Grund der Ungenauigkeit in geschlossenen Räumen für Indoor-Lokalisierung nur bedingt geeignet ist, zählt die Erkennung von Orientierungspunkten als eine von mehreren modernen Methoden zur exakten Indoor-Positionsbestimmung.
Anwendungsszenarien
Im Sommer 2016 löste ein Spiel weltweit einen Hype aus und wurde mit mehr als einer Milliarde Downloads zum erfolgreichsten mobilen Game aller Zeiten: Pokemon Go.
Es gilt als das erste weitverbreitete Spiel mit Augmented-Reality Features, das User dazu brachte, sich auf den Straßen zu bewegen und selbst entlegenste Orte zu erkunden. Zwar war die AR Technologie zum damaligen Zeitpunkt längst bekannt, erste einfache Anwendungen in den Stores verfügbar und das Spiel selbst kann auch ohne die Verwendung von AR gespielt werden, doch es war das Proof of Concept, das zeigt:
- der Markt und die breite Masse an Nutzern ist bereit für diese Innovation, was nicht zuletzt der kommerzielle Erfolg beweist.
- Augmented Reality verändert und verbessert die Wahrnehmung der Menschen von ihrer physischen Umgebung mit Hilfe eines mobilen Endgerätes.
Nimmt man beide Aspekte zusammen, so ergeben sich für Location Based AR Services eine Vielzahl von innovativen Anwendungsmöglichkeiten.
Reisen
Augmented-Reality-Apps in der Reisebranche eröffnen Touristen vollkommen neue Möglichkeiten. Physische Orte, touristische Attraktionen oder Kunstwerke lassen sich um virtuelle Inhalte erweitern. So kann ein Benutzer sein Smartphone auf eine Sehenswürdigkeit oder Gebäude richten und mehr über historische Zusammenhänge, Künstler oder geographische Merkmale erfahren, und zwar in Echtzeit.
Augmented Reality kann das Reiseerlebnis erheblich verbessern und dafür sorgen, dass Touristen Informationen auf ihrer Tour leichter aufzunehmen.
Navigation
Ob Business-Trip oder Städtereise, sich als Reisender in fremden Städten zurechtzufinden fällt aus verschiedensten Gründen oftmals schwer. Unübersichtliche Straßenführung, situationsbedingte Ablenkung durch Anrufe oder auch schlechtes Orientierungsvermögen können dazu führen, dass selbst die Nutzung von digitalen 2D Karten-Dienste die Navigation nicht erleichtert.
Location Based AR-Apps stellen in diesem Fall ein noch intuitiveres Hilfsmittel dar. Das Bild der Kamera wird mit virtuellen Wegpunkten und Wegweisern überlagert, wodurch der Nutzer auf einem virtuellen Pfad zum gewählten Ziel geführt wird.
Eine solche Funktion wurde 2020 im Kartendienst Google Maps für Android und iOS Smartphones integriert. Mit dem "Live View" Modus können Touristen ihr Smartphone in alle Richtungen schwenken, um so den richtigen Weg zu finden.
Shopping und Verkauf
Location Based AR-App bieten großartige Möglichkeiten, um Kunden in den Bann zu ziehen. Doch überzeugen diese nicht nur durch innovative Nutzererlebnisse. Sie ermöglichen Unternehmen, Kunden präzise Angebote zu unterbreiten und den richtigen Personen im richtigen Moment zusätzliche Informationen zu Produkten zur Verfügung zu stellen.
So können AR-Apps behilflich sein, Produkte in Ladengeschäften schneller auffinden zu können. Die Anwendung erkennt den aktuellen Standort des Kunden mit Hilfe von visuellen Algorithmen und führt dann zu dem gewählten Artikel. Der Preis des Produkts, verfügbare Menge, Kundenrezensionen und weitere Detailinformationen werden in Echtzeit angezeigt.
Notfälle und medizinische Versorgung
Location Based AR-Apps werden in Zukunft als wichtiges Hilfsmittel im medizinischen Bereich und Rettungseinsatz genutzt werden. So können sie beispielsweise die Einsatzkräfte bei der Lokalisierung von Personen in unübersichtlichem Gelände unterstützen, in dem die verunglückte Person eine Art virtuelle Signalrakete abfeuert.
Im Gesundheitswesen nutzen Ärzte bereits AR-Apps, um die nächstgelegenen Defibrillatoren und den schnellsten Weg dorthin anzuzeigen. Auf diese Weise verbessert Augmented Reality die Qualität der Gesundheitsversorgung und hilft sogar, Leben zu retten.
Immobilien
Stellen Sie sich vor, Sie interessieren sich für ein Haus oder Wohnung in einem ruhigen Viertel und fragen sich, was es kostet, wie das Obekt eingerichtet ist, welche Einkaufsmöglichkeiten sich in der Nähe befinden, mit welchem Verkehrsaufkommen in der Gegend zu rechnen ist und wie die Lärmbelastung zu unterschiedlichen Tageszeiten ausfällt.
Location Based AR ist der schnellste und einfachste Weg, dies und vieles mehr herauszufinden, auch ohne den Makler zu kontaktieren. Dies hilft dem Interessenten nicht nur bei der Entscheidungsfindung, sondern spart auch eine Menge Zeit im Kauf-/Mietprozess und bietet eine ganz neue Art der Nutzererfahrung für Kunden.
Darüber hinaus ermöglicht Augmented Reality, Grundstücke und Gebäude zu zeigen, die sich noch mitten in der Planung- oder Bauphase befinden. Mit digitalen 3D-Modellen, die an die realen Standorte gepinnt werden, können Kunden ihr zukünftiges Zuhause bis ins kleinste Detail betrachten.
Gaming
Fragt man Smartphone User nach standortbasierten AR Apps, so wird oftmals das Spiel Pokemon Go genannt, das den Stein der AR Technologie im Jahr 2016 erst so richtig ins Rollen gebracht hat. Die Spieler bewegen sich dabei durch die reale Welt und fangen an festgelegten Orten kleine Monster, die in der realen Umgebung integriert sind. Die Welt wird also zu einem gigantischen Spielfeld für virtuelles Gaming?!
Im Gegensatz zu dieser weiterverbreiteten, auch durch den Hersteller bewusst propagierten, Meinung, ist diese Darstellung nur bedingt korrekt. Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass zum einen für das Auffinden der Monster der User nicht den AR Modus, also die Kamera, nutzt und zum anderen für die eigentliche Aktion, das Fangen der Pokemon, der AR Modus nicht zwingend notwendig ist.
Dies verdeutlicht die zentralen Herausforderungen und gleichzeitig den derzeitigen Stand der Technik. Vieles ist mit heutiger AR Technik problemlos realisierbar, allerdings befinden wir uns in Mitten eines Lernprozesses, in dem die breite Masse zunächst lernen muss, mit AR umzugehen und diese zu akzeptieren. Es braucht für die Bedienung deshalb eine Fallback-Variante, die Usern mit älteren Smartphones oder Abneigung gegenüber AR Techniken die Nutzung der App ermöglicht.